Bericht über unser Konzert im Kronberger Boten vom 11.10.2012
Kronberg (pit) – Dass ein über 150 Jahre wirkender Verein nicht in seinen Strukturen
verharrt, sondern wandelbar ist, bewies die Herren vom Männergesangverein
Kronberg. „Wir möchten mit Blick auf den Nachwuchs neue Wege gehen und haben
manche Dinge verändert“, so der Vereinsvorsitzende Günter Müller in seiner Begrüßung.
Dazu gehöre auch, dass man mittlerweile englischsprachige Texte singe.
Unter der Überschrift „Klassik trifft Schlager“ führte dann Moderator Holger Pritzer in
das „wunderbare und außergewöhnliche“ Konzert, ein, das im ersten Teil den klassischen
Akzent trug und mit 210 Besuchern ausgesprochen gut besucht war.
Mit den Worten: „Es lebe Gesang, Freundschaft und Gemeinschaft“, spann er einen Bogen
rund um Dunkelheit, Nacht, Tag und Liebe. Und nach „Viva la Musica“ erklang der
Gospel „Wade in the water“. „Hier geht es weniger um die Teilung des Meeres nach
Vorbild von Moses“, so Pritzer in seiner gut gelaunten und informativen Einleitung.
Vielmehr handele es sich hierbei um eine Fluchtanweisung für ehemalige Sklaven,
die auf ihrem Weg den Weg ins Wasser wählen sollten, damit sie die Hunde nicht
finden können. In die Berge Bayerns und Österreichs entführten die Herren anschließend
mit „Wieder geht ein Tag zur Ruh“ von Rudi Kühn und „Abendfrieden“ von Rudolf Desch.
Dann war die Reihe an den beiden gastierenden Gesangssolistinnen einen Spagat zu
Oper und Operette zu wagen. Sopranistin Claudia Appiani erntete Applaus für ihre
Interpretation von „Ebben, n’andro lontana“ aus „La Wally“ sowie „O mio Babbino
caro“ aus „Gianni Schicchi“, ihre Kollegin Lucie Schneider glänzte mit „Je veux vivre“
aus Puccinis „Romeo und Julia“ und der „Arie der Olympia“ aus Hoffmanns
Erzählungen von Jacques Offenbach. Für Lacher sorgten bei dieser Aufführungen
insbesondere die Aussetzer der „Puppe“, die zum Weitersingen erst wieder durch
den Moderator mittels eines großen goldenen Schlüssels aufgezogen werden musste.
Obendrein gab es zu diesen vier Beiträgen und ihren Interpretinnen Informationen
durch Holger Pritzer. So erfuhr das Publikum, dass Lucie Schneider ein Multitalent
aus Basel ist: „Sie arbeitete als Steptänzerin, bevor sie ihre Leidenschaft
für Gesang entdeckte.“ Als Leiter der hiesigen Tanzschule freute er sich darüber
hinaus in ihr eine Art „Kollegin“ begrüßen zu können, schließlich hat sie schon auf
Turnieren in Lateinamerikanischen Tänzen brilliert.
Pianist Volker Kolle, der für die instrumentale Begleitung während dieses
Konzerts Sorge trug, spielte schließlich mit dem „La Valse de l’Adieu“ das erste seiner
beiden Soli, bevor der Männergesangverein wieder an der Reihe war. Doch wer
erwartet hatte, dass er bei der Ankündigung von „Morning has broken“ tatsächlich die
englischsprachige Darbietung der irischen Volksweise hören würde, lag falsch. Denn
die Sänger unter der Leitung von Elmar Kolle hatten sich für die deutsche Version
„Leuchtet der Morgen“ entschieden.
Schwungvoll verabschiedete sich das Ensemble mit dem „Ungarischen Tanz Nr. 6“
von Johannes Brahms in die Pause – um dann ebenso schwungvoll weiter zu machen.
Zunächst erklang „Komm mit auf die Reise“, dann „Mendocina“ und schließlich „Matilda“.
Im Halb-Playback – die Orchester-Arrangements kamen vom Band – widmeten sich
anschließend die beiden Sopranistinnen den Musical-Schlagern „Love changes everything“
und „The phantom of the opera“ aus der Feder von Andrew Lloyd Webber.
Im letztgenannten Arrangement agierten sie übrigens im Duett, wobei Lucie Schneider
die Rolle des Phantoms übernommen hatte, dass sich durch den Zuschauerraum
seinem Objekt der Begierde auf der Bühne näherte.
Nach einem weiteren Klaviersolo durch Volker Kolle – „Memory“ aus
Cats – dann zwei Songs von ABBA, bei dem Claudia Appiani und Lucie Schneider
wieder gemeinsam auftraten. Als Publikumsliebling dürfte sich während dieses
Konzerts wohl der von den Herren vorgetragene Evergreen „Mein kleiner grüner
Kaktus“ entwickelt haben, bei dem der Chor sogar ein paar untermalende Posen
einbaute, wie zum Beispiel an entsprechender Stelle in die Hocke gehen oder einander
mit den Fingern pieksen.
Gerne zum Mitsingen animieren ließen sich die Zuhörer auch beim Udo Jürgens-Hit „Aber bitte
mit Sahne“ und hatten anschließend ihren Spaß bei dem Junggesellenabschiedslied
„Sieben Fässer Wein“. Und dann sollte mit „Time to say goodbye“ – „der zweitmeiste
verkaufte Tonträger in Deutschland“, so Pritzer – eigentlich Schluss sein, doch davon
hielt das Publikum reichlich wenig und bekam daher „Mendocino“ nach einem gut
zweistündigen, erfolgreichen Konzert als Zugabe für den Abschied mit auf den Weg.